Esther Kröger

Wunschkompetenz II – was du als Lehrkraft von deinen Wünschen lernen kannst

Wünsch dir was – über den Glaubenssatz WÜNSCHEN

Wie, ich soll mir was wünschen? Das Leben ist doch kein Ponyhof! Ich kann mir doch nicht einfach etwas wünschen! … gern gesagt von Lehrkräften

Doch das kannst du und das solltest du auch. Denn hinter deinem Wunsch steckt so viel mehr:

Es ist egal, ob du dir ein effektives, friedvolles Miteinander in deiner Klasse wünschst, eine lange Reise in den Süden, ein neues Auto, ein eigenes Haus oder eine Familie.

Betrachtest du deinen Wunsch, so klein und unbedeutend oder so groß und lebensverändernd er scheinen mag, so findest du dahinter immer eine Sehnsucht. Eine Sehnsucht eines deiner seelischen Grundbedürfnisse zu erfüllen.

Den Begriff Wunsch verbinden wir heutzutage mit Märchen. Die Fee erfüllt Aschenputtel den Wunsch, mit einem schicken Kleid auf den Ball zu gehen. Dort trifft sie ihren Traummann, den Prinzen, verliebt sich und nach einigen Irrungen und Wirrungen heiratet sie ihn und ist glücklich. Und solange sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute.

Hinter dem Wunsch mit einem schicken Kleid auf den Ball zu gehen, versteckt sich die Sehnsucht nach Liebe und einem glücklichen Leben. Aschenputtel möchte mit ihrer Erscheinung den Prinzen für sich gewinnen. Hinter der Sehnsucht nach Liebe steckt das Grundbedürfnis eines jeden Menschen nach ehrlicher Wertschätzung und Bindung.

Aber das Leben ist kein Ponyhof. Wenn du bei der Überschrift Wunschkompetenz oder Was du von deinen Wünschen lernen kannst, bitter aufstößt, irritiert bist oder schmunzelst, so ist dir das Konzept des Wünschens wahrscheinlich fremd. Wünschen verbindest du vielleicht mit Märchen und Märchen sind in der Regel nicht wahr, das macht man als Lehrkraft nicht.

Wir leben in einer rationalisierten, kapitalistisch orientierten Welt, in der harte Fakten und Zahlen regieren. Hier über Wünsche zu sprechen, passt nicht. Denn deinen Wunsch kannst du nicht messen und die Sehnsucht dahinter kaum in Worte fassen.

Nein, unser Leben ist kein Ponyhof. Aber deine Wünsche, Sehnsüchte und Bedürfnisse zu sehen, könnte dein Leben zu einem Ponyhof machen.

What is we are longing for – kurzer Zahlenüberblick

In der Studie von Dana Kotter-Grühn u.a. (2009): What is we are longing for? Psychologivcal and demographic factors influencing the contents of Sehnsucht (https://www.researchgate.net/publication/222665662_What_is_it_we_are_longing_for_Psychological_and_demographic_factors_influencing_the_contents_of_Sehnsucht_life_longings) und psychologie heute Juli 2022 S.17

wurden 1316 Frauen und Männer zwischen 18 und 81 Jahren zu ihren Sehnsüchten befragt.

Mit dem Hintergrund unserer seelischen Bedürfnisse nach Autonomie und Bindung, ist es nicht verwunderlich, dass die Themen Partnerschaft, persönliche Entwicklung und Familie auf den ersten drei Plätzen der mehrheitlich genannten Sehnsüchte liegen.

Mit 29,1% war der Wunsch nach einer Paarbeziehung und dem gemeinsamen alt werden der mit Abstand am häufigsten genannte Wunsch.

Der Wunsch nach Autonomie in Form von persönlicher Weiterentwicklung lag mit 17,7% auf Platz zwei und der Wunsch nach Familie mit 14,4% auf Platz drei. Bei den jüngeren Teilnehmer:innen der Studie war der Wunsch nach einer guten Arbeit und Ausbildung stärker vertreten, als bei den älteren, aber mit insgesamt 7,3% auf Platz vier. Dem gegenüber ist der Wunsch nach Gesundheit und Wohlbefinden bei den älteren Teilnehmer:innen stärker vertreten, als bei den jüngeren, mit insgesamt nur 6,2%.

Findest du dich in den Ergebnissen dieser Studie wieder? Und wenn ja, wo?

Betrachtest du die Wünsche und Sehnsüchte dieser Studienteilnehmer:innen, kannst du dann noch behaupten, das Leben sei kein Ponyhof? Für mich sind diese Wünsche existenziell, allumfassend und bedeutsam. Und es sind Wünsche, wie aus Aschenputtel.

Deinem Wunsch Aufmerksamkeit und Bedeutung zuzuschreiben, hat also durchaus etwas Sinnstiftendes.

Wunschkompetenz, was ist das?

Komische Kombination dieses Wort Wunschkompetenz. Zu Beginn steht der Begriff Wunsch, was ein ungreifbares, vielleicht esoterisches Begehren ausdrückt und am Ende der Begriff Kompetenz, der Rationalität, Fähig- und Fertigkeiten verspricht.

Geimpft von der KMK lieben wir Lehrkräfte Kompetenzen, jeder Inhalt und jede Fähigkeit wird in eine Kompetenz gequetscht: benennen, beschreiben, erläutern (Operatoren), Anforderungsbereiche, Lernziele mit auszubildenden Kompetenzen. Kennst du alles.

Aus Lehrkraftperspektive ist das Wort Wunschkompetenz ein schönes, sogar vertrautes Wort. Aber woher kommt es?

Geprägt hat dieser Begriff Dr. Joseph Rieforth, psychologischer Psychotherapeut und Kinder- und Jugendlichenpsychotherarpeut ua. an der Universät Oldenburg tätig. In seinem Buch ‚Wunschkompetenz – von der Fähigkeit, das eigene Leben sinnvoll zu gestalten‘ beschreibt er sein selbst entwickeltes Fächermodell zur Selbstentwicklung, das er in seinen Therapiesitzungen anwendet ‚(vgl. weiter unten)

Die Wunschkompetenz ist die Fähigkeit Wünsche (wieder) zu entdecken und mit diesem Bewusstsein Handlungs- und Sinnalternativen zu entwickeln (S.20). Dabei stehen keine festgesetzten Kompetenzziele am Ende des Prozesses, sondern der Patient wird angeleitet seine Potenziale zu finden und zu nutzen. Sie ‚schafft Transparenz, um auf den Ursprung und Sinn des Wünschens blicken zu können‘ und ‚verweist auf die Bedeutung des Wünschens in Veränderungsprozessen‘ (S. 153).

Für mich ist Wunschkompetenz, die Fähigkeit in sich selbst zu horchen und zuzuhören. Einen Wunsch als solchen zu erfassen, stehen zu lassen und zu hinterfragen.

Ich frage dich, woher kommt dein Wunsch, seit wann hast du ihn, was versprichst du dir von der Erfüllung dieses Wunsches, welche Bedürfnisse verknüpfst du mit dem Wunsch, aus welchem Hindernis rührt dieser Wunsch? Gibt es hinter dem vordergründigen Wunsch, noch andere unentdeckte Wünsche? Und kannst du dir diesen Wunsch, mit allem was dahinter steckt in Zukunft erfüllen?

Der Unterschied zwischen Wunsch und Wunscherfüllung

Dabei musst du dir den Wunsch nicht in seiner Einfachheit erfüllen, um die Erfüllung des Wunsches zu genießen.

Ein Beispiel: du hast den Wunsch nach einem neuen Auto.

Dein rationales Denken sagt dir aber, du besitzt ein fahrtüchtiges Auto, ein neues Auto wäre Geldverschwendung. Und doch kommt der Wunsch immer wieder unverhofft in dein Gedächtnis. Ein neues Auto. Warum? Warum wünschst du dir ein neues Auto?

Eine Sehnsucht hinter diesem Wunsch könnte Prestige sein. Ein schickes, neues Auto schenkt dir von deinen Mitmenschen bewundernde oder neidische Blicke. Hier versteckt sich das Bedürfnis nach Anerkennung und Bindung mit anderen.

Das edle Interieur, das haptische Lenkrad und die Ledersitze vermitteln dir ein Gefühl von Wertigkeit. Du liebst schöne Dinge und du freust dich jeden Tag darüber in eben dieses Auto zu steigen. Du möchtest so einen Lustgewinn erschaffen.

Das leise, freie Fahrgefühl, die kaum merkbare Beschleunigung verspricht dir Freiheit und Autonomie.

Nun ist dir die Wunscherfüllung zu teuer, aber der Wunsch ist noch da. Setzt du dich z.B. mit den gerade genannten, tieferen Bedeutungen deines Wunsches auseinander, gibst du deinen eigenen Bedürfnissen Raum sich in dir selbst zu entfalten und von dir selbst gesehen zu werden. Dein Körper erlebt die Erfüllung dieses Wunsches über deine Vorstellung, denn für unserer Gehirn an sich ist es schwer zu entscheiden, was Realität und was Vorstellung ist.

Es kann sein, dass der Wunsch nach einem neuen Auto nachlässt, weil du deinen Bedürfnissen nach Anerkennung, Lust und Freiheit Raum gegeben hast. Du hast die Erfüllung deines Wunsches in deiner Vorstellung genossen.

Nimm‘ dir Ruhe und sei ehrlich in der Entwicklung deiner Wunschkompetenz, du wirst die Zeit bis zur Erfüllung deines Wunsches als weniger schmerzhaft erleben.

Bild @estherkroeger.de (inklusive Grafik aus Canva Pro Lizenz)

Esther kröger

Moin!

Wenn man als Lehrkraft über den Tellerrand blickt, kann dieser Blog herauskommen. Seit 12 Jahren Mathematik & Musik Gymnasium und nun Heilpraktikerin für Psychotherapie in Weiterbildung – die wirklich interessanten Dinge gibt es, wenn du auf das Bild links klickst.

Inspiration rund um psychische Gesundheit & Selbstentwicklung von Lehrkräften, Persönlichem aus Leben & Schule

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